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Jetzt wird's schmutzig ;-)

Das Leben hat mir Ende letztes Jahr kurz eine Breitseite gegeben und gezeigt, dass man irgendwann nicht mehr alles einfach so mit "Links" wegsteckt. Aber Frau ist ja flexibel und kreativ bezüglich pragmatischen Lösungen und so wurde der Fimo von der "Kreativmap" gestrichen, ein Kind mit dem "vererbten" Fimovorrat beglückt und nach einer Alternative gesucht. Das Resultat: Madame modelliert und töpfert nun seit kurzem mit Ton - was eigentlich auch ganz gut zum Garten (bezüglich Boden) passt ;-)


Tonreste sehen aus wie ein "Denker"

Ja, ich stecke bereits knietief im "Töpferfieber". Ehe ich mich versah, hatte ich so viele Ideen, was man mit "Lätt" alles machen kann, dass mein Kopf mit möglichen Projekten überquoll, mein inneres Kind vor Freude jauchzte und mein "Keramik-Moodboard" auf Pinterest innert wenigen Tagen aus allen Nähten platzte.


Drehen ist vorläufig nicht drin - aber auch so hat sich mein kleines Notizbuch mit Zeichnungen und Informationen gefüllt. Zahlreiche Küchenutensilien, die für die Vorhaben geeignet sind, landeten wie von Zauberhand in meiner "Töpfer-Tool-Kiste". Sprich wenn ich was beim Kochen vermisse, suche ich nicht in der Küche, sondern... naja, ihr wisst schon ;-)


Aber nein, um an Ton zu kommen, grabe ich aktuell den Garten nicht um. Das würde sich die Schulter quer stellen und ich will ja, dass das Wasser im Garten sich dank der Lehmschicht im Boden hält, wenn mal wieder Hitzetage angesagt sind. Ich kriege meinen "Stoff" von Helene im Atelier und habe zusätzlich ein paar Kilos zuhause, damit ich jederzeit loslegen kann.


Was ich am Ton sensationelle finde ist, dass ich ein Objekt beginnen kann und solange ich das Teil nicht gebrannt habe, es jederzeit wieder in seinen "Urzustand" bringen kann. Nach dem Rohbrand könnte der Scherben immer noch als Drainage für Pflanztöpfe hinhalten und erst beim bitteren Ende (Glasurbrand) wird es etwas schwierige mit der Re- oder Upcycling. So kann ungeniert und ohne "Verluste" drauf los modelliert werden und wenn es nichts geworden ist, das Ganze wieder einstampfen oder neu hydrieren. Genial!


Der einzige Wehrmutstropfen an dem neuen Hobby ist: die Zeit. Nicht jene fürs Modellieren selber - auch wenn da bei der Plattenmethode auch ein paar Stunden ins Land gehen, bis die Platten hart genug sind für die Weiterverarbeitung. Ich spreche von den Trocknungszeiten, Wartezeiten auf Rohbrand, fürs Glasieren und den Glasurbrand. Ich habe keinen Keramikbrennofen. Also gebe ich alle Teile zum Brand Helene. Und da wird gebrannt, wenn der Ofen voll ist - und der Ofen ist ziemlich gross.


Lesson learned 1 - Töpfern braucht Zeit!

Konkret heisst das: Wenn ein Stück zu einem definierten Zeitpunkt fertig sein muss, dann muss ich da gut und gerne vom Zeitpunkt, wo ich fertig mit Modellieren bin, 6 Wochen draufschlagen - besser 8. Je nach Objekt dauert allein das Trocknen von mehreren Tagen bis mehrere Wochen.


Lesson learned 2 - Hohl und Luft raus!

Bei sämtlichen Objekten muss man darauf achten, dass der Ton keine Lufteinschlüsse hat. Spätestens beim Brand dehnt sich die Luft aus, die Blase platzt und zerstört das Werk und im blödesten Fall, alles was noch drum herum steht. Das heisst bei der Plattentechnik muss man beim Auswallen aufpoppende Luftblasen aufstechen, schliessen und danach die Platte verdichten.


Beim Modellieren von Figuren muss man diese entweder bereits beim Aufbau "hohl" gestalten oder man muss zum Schluss, mit der Töpferschlinge das ganze Werk "entkernen". Nur so kann man sicherstellen, dass weder beim Trocknen noch beim Brand Risse entstehen oder die Figur "platzt". Vor allem, wenn man die modellierten Teile auswärts zum Brennen gibt. Wenn das eigene Teil wegen Lufteinschlüssen berstet, kann es sein, dass man liebevoll gemacht Werke von anderen Personen damit mit zerstört. Das ist einer der Hauptgründe, warum viele Töpferateliers keine "Fremdware" in ihren Öfen brennen wollen.


Lesson learned 3 - kreative Glanzleistungen?

Wenn ihr mit Glasuren arbeitet, dann verwendet jene nur ein zweites Mal, wenn ihr die Resultate der ersten "Glasurwerke" bereits in Händen haltet! Glasuren sehen auf jedem Ton etwas anders aus. Auch die Glasurdicke spielt eine Rolle - ob man 1 oder 3-4 Lagen aufgetragen hat. Hinzu kommt die Brenntemperatur, welche sich auch auf das Ergebnis auswirkt und die sogenannte Haltezeit.


Macht mit dem Ton, den ihr habt nach Möglichkeit Musterkacheln (mit verschieden viel Glasurlagen) mit den favorisierten Glasuren, bevor ihr die Stücke glasiert. Wenn das aufgrund der Zeit nicht möglich ist oder man das Risiko einfach liebt, dann wartet mit dem erneuten Einsatz einer Glasur, bis ihr das Resultat der Ersten in Händen habt.


Ich darf jetzt erneut eine Insektentränke modellieren und im nächsten Jahr ein schönes Feigenblatt pressen, weil ich damit 2 tolle Glasurpannen erlebt habe. Beim Feigenblatt ist die Farbe komplett anders rausgekommen wie erwartet, weil ich nur eine Lage Glasur aufgelegt habe, um die Blattstruktur nicht zu zerstören - bei der Insektentränke, habe ich eine neue Glasur verwendet, wo keine Erfahrungswerte vorlagen und viel zu wenig aufgetragen. Das ist zwar ärgerlich, aber für mich nicht so tragisch, da ich sowieso "Konstruktionsmängel" entdeckt habe, die ich beim nächsten Stück besser machen möchte. Zum Glück habe ich keines der Teile bereits versprochen.





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